Aufarbeitung als Aufgabe
Die Polytechnische Gesellschaft in der Zeit von 1933 bis 1945
Im Historischen Museum Frankfurt ist derzeit die Ausstellung „Eine Stadt macht mit – Frankfurt und der NS“ zu sehen. Sie zeigt, wie sich die menschenverachtende nationalsozialistische Ideologie in den 1930er Jahren in Frankfurt etablierte, ein Prozess, der auch die Polytechnische Gesellschaft und ihre Tochterinstitute direkt betraf. Ihre Gleichschaltung war spätestens im September 1936 abgeschlossen, als unter Druck der Gauleitung die Polytechnische Gesellschaft eine neue Satzung verabschiedete, mit der kurzerhand alle jüdischen Mitglieder ausgeschlossen wurden. Zuletzt berichtete Manfred Köhler in einem Artikel in der F.A.Z. vom 4. März 2022 über aktuelle wissenschaftliche Diskussionen zur Enteignung jüdischer Kunden der Frankfurter Sparkasse von 1822 während der NS-Zeit, Diskussionen, die auch die Polytechnische Gesellschaft als damalige Eigentümerin der Sparkasse betreffen.
„Die Auseinandersetzung mit der Geschichte der Polytechnischen Gesellschaft in der NS-Zeit und in der unmittelbaren Nachkriegszeit sehe ich als eine bleibende Aufgabe, der wir uns stellen müssen“, meint Professor Dr. Volker Mosbrugger, Präsident der Polytechnischen Gesellschaft e.V. „Wenn sich neue Anhaltspunkte dafür ergeben, dass bislang vernachlässigte Aspekte unserer NS-Vergangenheit aufgearbeitet werden können, dann werden wir das tun“, so Mosbrugger.
Die NS-Geschichte der Polytechnischen Gesellschaft und das Verhalten ihrer maßgeblichen Akteure in den Jahren von 1933 bis 1945 ist ausführlich in einem 2010 erschienenen Buch dargestellt worden - der Titel: „In guter Gesellschaft. Die Geschichte der Polytechnischen Gesellschaft in Frankfurt am Main“. In einem eigenen Kapitel zeichnet der Historiker Thomas Bauer nach, wie der Ausschluss der jüdischen Mitglieder ins Werk gesetzt wurde. Auch geht er auf die finanziellen Beziehungen zur Sparkasse 1822 ein und beschreibt das Zusammenspiel mit anderen polytechnischen Tochterinstituten. Seine Arbeit stützt sich unter anderem auf Originalakten, die die Polytechnische Gesellschaft dem Institut für Stadtgeschichte zur Aufbewahrung übergeben hat. Dass sich nach dem Ausschluss der jüdischen Mitglieder die verbliebenen Polytechniker keineswegs in guter Gesellschaft befanden, wird schnell deutlich: Auch die Muttergesellschaft und die Tochterinstitute wurden in den Dienst des NS-Regimes gestellt.
Weitere Informationen
Das vollständige Kapitel zur NS-Zeit "Mitglied kann jeder deutscher Reichsbürger sein - Gleichschaltung im Nationalsozialismus 1933-1945“ aus dem Werk „In guter Gesellschaft“ finden Sie hier als PDF zum Download. Die Druckausgabe ist auf Anfrage bei der Polytechnischen Gesellschaft erhältlich. Schreiben Sie uns an: ptg@polytechnische.de

Die Geschichte der Polytechnischen Gesellschaft, erschienen im Jahr 2010. Sie entstand nicht zuletzt auf Betreiben des damaligen Präsidenten der Polytechnischen Gesellschaft, Prof. Dr. Klaus Ring, der der Zeit des Nationalsozialismus besondere Aufmerksamkeit widmen wollte. Der Historiker Thomas Bauer nahm sich der Aufgabe an und wertete für seine Forschung zahlreiche Originalquellen aus, die im Institut für Stadtgeschichte aufbewahrt werden.